Neo-Broker – voll im Trend!

Die Börsen boomen. Selbst Corona hat nur eine kurze, wenn auch heftige, Delle in die Charts geschlagen. Mitten in dieser Phase sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen, die Neo-Broker. Sie bringen der jungen Generation Aktie, schneller, einfacher und vermeintlich kostenlos die Börse näher.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Wertpapiere handeln rund um die Uhr. „Gebührenfrei handeln“ oder „Jetzt ab 0 Euro pro Order“ sind Werbeslogans der Neo-Broker wie Trade Republic oder eToro. Wenn auch nicht wirklich kostenlos, haben sie doch zumindest eine günstigere Kostenstruktur. Sie bieten ein breites Portfolio an Wertpapieren, von Aktien über ETF bis zu Kryptowährungen. Damit sind Neo-Broker sogar breiter aufgestellt, als beispielsweise der Platzhirsch comdirect. Hier ist beispielsweise aktuell noch kein physischer Handel von Kryptowährungen möglich. Selbst das Angebot an Sparplänen wird bei den Neo-Brokern immer größer. Wir klopfen die Versprechungen hier mal auf ihren Wahrheitsgehalt ab. Letztendlich hat jede Medaille ihre zwei Seiten. Eigene Erfahrungen haben wir mit eToro, Trade Republic und justTRADE gesammelt. Dabei haben wir das Smartphone genutzt, aber auch die Desktop-Anwendungen.

Sind Neo-Broker wirklich kostenlos?

Neo-Broker locken mit niedrigen Gebühren oder sogar kostenlosen Angeboten. Umsonst gibt es aber nichts. Wie verdienen die Neo-Broker also ihr Geld. Online-Broker erhalten für Wertpapiertransaktionen Provisionen von den Handelsplätzen oder anderen Dienstleistern. Diese liegen bei rund drei Euro pro Kundenorder, können sich aber auch, abhängig von der Größe des Umsatzes auf mehr als 17 Euro belaufen (lt. AGB Trade Republic). Das kann Ihnen aber eigentlich egal sein. Letztendlich handelt es sich um eine Vermittlungsprovision, die Sie ja nicht direkt aus der eigenen Tasche zahlen.

justTRADE KryptohandelAchten sollten Sie hingegen auf die höhere Geld-Brief-Spanne, auch Spread genannt. Beim Kauf zahlen Sie einen etwas höheren Kurs, als beim Verkauf. Diese Transaktionskosten differenzieren auch bei den einzelnen Neo-Brokern stark.  Für den Krypto-Handel bei den Vorgenannten haben wir bei justTRADE den günstigsten Spread gefunden. Ansonsten hängt die Handelsdifferenz aber auch von der gewählten Börse ab und wird Ihnen im Regelfall vorab angezeigt. Allgemein ist der Spread höher, wenn Sie außerhalb der regulären Börsenzeiten handeln. Der Bitcoin zum Morgenkaffee kann so also (abgesehen vom tatsächlichen Kurs) teurer sein. Das hängt natürlich auch davon ab, wann Sie aufstehen (vor Börseneröffnung!?).

Trading-Apps – Segen und Fluch

Trading-Apps sind kleine Anwendungen für Smartphones und Tablets. Damit handeln Sie Wertpapiere. Neu ist, dass einige Broker nur noch über derartige Apps mit dem Smartphone erreichbar sind. Einfache Bedienung und ständiger Verfügbarkeit laden zum häufigen und schnelle (vielleicht auch unüberlegtem) Handeln ein. Für unsere Verhältnisse leidet, aufgrund des kleineren Displays, besonders die Übersichtlichkeit. Wir sind allerdings auch mit Online-Wertpapierhandel am PC Erfahrungen groß geworden. Besonders bei eToro hat uns die Übersicht etwas genervt. Dazu kam, dass vorhandene Einstellungen in der Ansicht, später  immer mal wieder über den Haufen geworfen waren.

Wertpapier-Depot bei der comdirectFür einen kontinuierlichen Vermögensaufbau sehen wir daher noch Vorteile bei den „alten“ Online-Brokern. Hier haben Sie häufig noch ein deutlich breiteres Angebot an Sparplänen. In zahlreichen Aktionen sparen Sie zum Beispiel auch bei der comdirect regelmäßig die Transaktionskosten. Für Einsteiger finden Sie hier auch etwas mehr Hilfen. Allerdings holen die Neo-Broker auf, da auch bei ihnen vermehrt übersichtliche Desktop-Anwendungen angeboten werden.

Wollen Sie aber zocken oder traden, sind Sie bei den Neobrokern deutlich im Vorteil. Die alte Redewendung „Hin und Her macht Taschen leer“ macht zwar Sinn. Aufgrund der günstigeren Gebührenstruktur wird Ihnen aber hier nicht ganz so doll in die Taschen gegriffen.

Risiken beim Neo-Broker

Der schnelle Handel mit hoch spekulativen Wertpapieren bringt, neben dem Kurs-Risiko, weitere Risiken mit sich. Gelegentlich schränkten einige Neo-Broker den Wertpapierhandel plötzlich ein. So wurden Kauf- und Verkaufsaufträge für bestimmte Aktien (GameStop, Nokia oder BlackBerry) nicht mehr zulassen. Obwohl an den Börsen weiter handelbar waren, ging hier nichts mehr. Grund waren extreme Kursschwankungen und das damit verbundene Risiko.

Vorsicht vor unseriösen Handels-Plattformen

Von den Neo-Brokern ausdrücklich trennen sollten Sie unseriöse Trading-Plattformen. In den Verbraucherzentralen häufen sich Fälle, in den Kunden regelrecht über den Tisch gezogen wurden. Das geht über das Investment selbst, eigene Schneeballsysteme bis hin zur Mandatierung von Anwälten, um weitere Gelder einzutreiben.