Zunächst einiges zu meiner Person, um Gedanken nachvollziehbar zu gestalten. Ich bin Diplom-Finanzwirt, männlich, 56 Jahre, verheiratet und habe 2 erwachsene Kinder. Meine ersten Erfahrungen mit Wertpapieren habe ich in den späten 90-igern gemacht. Hierfür eröffnete ich ein schon damals kostenloses Wertpapier-Depot bei der comdirect. An Neo-Broker war zu diesen Zeiten noch nicht zu denken.
Meine erste Aktie war SAP, die damals noch nicht im DAX vertreten war, aber nicht mehr ganz unbedeutend. Meinen Einstieg würde man heute antizyklisch bezeichnen. SAP hatte gerade einen Millionen-Gewinn verkündet, der aber unter den Erwartungen der Analysten lag, sodass die Aktie erhebliche Verluste verbuchte. Die spätere Erfolgsgeschichte von SAP dürfte hinlänglich bekannt sein. Das war dann auch schon einer meiner größten Erfolge. Von dieser ersten Erfahrung angespornt, erfolgten einige Investments in den Neuen Markt sowie spekulative Biotech- und Internet-Aktien. Da war eine SAP nicht mehr aufregend genug. So habe ich recht schnell gelernt, dass die Börse nicht nur in eine Richtung läuft. In den Folgejahren fuhr ich eine eher konservative Strategie mit Investmentfonds.
Wozu benötige ich ein Depot bei einem Neo-Broker
Mein Depot bei der comdirect habe ich auch heute noch, weil ich absolut zufrieden damit bin. Für mich besonders wichtig ist die Übersicht meiner Geldanlagen. Dazu kommt der gut strukturierte Zugang zu Informationen rund um Aktien, Investmentfonds, Zertifikate und vielem mehr. Einziges Manko ist für mich die fehlende (direkte) Investitionsmöglichkeit in Kryptowährungen. Aus steuerlichen Gründen (Steuerfreiheit nach einem Jahr) erschien mir diese Investitionsart geboten. Abstriche muss ich bei der Auswahl kostenloser ETF-Sparpläne machen, weil die aktuell angebotene Zahl von 165 im Vergleich recht gering ist.
So habe ich, in dieser Reihenfolge, die Angebote von eToro, Trade Republic und justTRADE getestet. Englischsprachige Anbieter wie Coinbase oder Binance kamen für mich nicht in Frage, weil ich meine Schulbildung noch zu Zeiten genossen habe, in denen Russisch Hauptsprache war. Da ich als Zweitsprache Französisch gewählt hatte, ist mein Englisch eher auf Touristen-Niveau.
eToro der CFD Broker
Und wieder ein neuer Begriff!? CFD steht für Contracts for Difference oder Differenzkontrakte. Das sind derivative Produkte. Sie können mit deren Hilfe Märkte wie Aktien, Branchen und Rohstoffe handeln, ohne diese physisch kaufen oder verkaufen zu müssen. Das war mir zwar klar, aber nicht, dass ich mit dem Kauf einer Kryptowährung automatisch einen CFD eröffne. Die von mir beabsichtigte Steuerfreiheit auf eventuelle Gewinne war so nicht mehr möglich.
Erwähnt werden sollte noch der gebührenfreie Kauf und Verkauf der Wertpapiere. Die CFD s können 1:1 eröffnet werden, aber auch mit Hebel-Wirkung. Kosten fallen hier lediglich über den Spread an. Positiv bewerten möchte ich auch die flexiblen Einzahlungsmöglichkeiten, so ist man beispielsweise per PayPal oder Kreditkarte sofort liquid. Die Rückzahlung auf das Auszahlungskonto dauert bis zu zwei Tage und kostet auch noch eine geringe Gebühr.
Wie bei allen Neobrokern ist das Angebot für die mobile Nutzung auf dem Smartphone optimiert. Da fehlte mir gerade bei eToro die Übersichtlichkeit, weil mehr Wert und Raum auf Social Trading gelegt wird. Das braucht meiner Meinung nach kein Mensch, um so mehr wenn man zur Jahrtausendwende Erfahrungen mit Aktien-Gurus, wie Prior und Förtsch gemacht hat. Gerade beim Social Trading a la eToro sollte man auch den Begriff „Fake News“ im Hinterkopf behalten. Bei eToro haben mich weiterhin häufige Änderungen in der App genervt, die auch meine Einstellungen (zum Beispiel Währung in Euro) regelmäßig über den Haufen geworfen haben. Nachdem ich meine Krypto-CFD s geschlossen habe, brauche ich persönlich dieses Depot nicht mehr.
Trade Republic – zahlreiche kostenlose ETF-Sparpläne
Eigentlich hatte ich auch das Depot bei Trade Republic aus den bereits erwähnten Gründen zum Kauf von Kryptowährungen eröffnet. Meine Favoriten waren hier handelbar und die Zahl der verfügbaren Kryptowährungen (zum Direktkauf) wächst ständig. Für den Kauf und Verkauf fällt hier jeweils eine kleine Pauschale von einem Euro an. Dazu kommt der jeweilige Spread. Diesbezüglich habe ich später noch eine günstigere Lösung gefunden. Hier ist die Einzahlung zumindest mittels Kreditkarte möglich.
Hängen geblieben ist für mich die enorm hohe Anzahl an kostenlosen Sparplänen. Sind es bei der comdirect aktuell 165, bietet Trade Republic 1.500 kostenlose ETF-Sparpläne und dazu noch 2.500 kostenlose Aktiensparpläne. Soweit kostenpflichtig, verlangt die comdirect für diese Leistungen jeweils (Kauf und Verkauf) 1,5% Orderentgelt.
judtTRADE – günstig in Kryptowährungen investieren
Beim dritten Versuch war ich dann glücklich am Ziel. Es ging ja darum Kryptowährungen günstig zu kaufen und eventuelle Gewinne möglichst steuerfrei zu vereinnahmen. Auch hier kann ich diese ohne weitere Gebühren kostenlos handeln. Wie bei den Vorgenannten fällt lediglich der Spread an. Dieser war bei den von mir gehandelten Werten mit 0,4% nur halb so hoch wie bei Trade Republic. Je nach Anlagebetrag oder Trading-Aktivitäten macht das schon einiges aus. Allerdings kann man nicht pauschal von einem günstigeren Spread ausgehen. So fährt man beim Handel von ETF s bei Trade Republic häufig günstiger.
Als nachteilig habe ich empfunden, dass Einzahlungen nur per Überweisung möglich sind. Das kostet Zeit beim Kauf, um auf bestimmte Ereignisse reagieren zu können. Für geparkte Liquidität werden wiederum schnell Negativzinsen verlangt. Auch eine Zusammenführung der eigenen Wertpapiere, durch Depotübertrag von einer anderen Bank, ist aktuell nicht möglich. Wer mit kleineren Positionen mit hohem Hebel traden möchte, sollte auch die Mindestordersumme von 500 Euro (nur beim Kauf) im Hinterkopf behalten.
Abschließend möchte ich feststellen, dass ich die Nutzung, nur mit dem Smartphone, beim Thema Geldanlage für fragwürdig halte. Fehlende Übersicht und die Möglichkeit zum extrem schnellen Trade, sind für ein solides Investment nicht förderlich. EToro habe ich komplett abgewählt, weil mich das Social-Trading letztendlich total genervt hat. Hier werden jüngere Interessenten sicherlich toleranter sein und dies sogar als Vorteil für sich entdecken. Mit meinen Anlagen in Kryptowährungen bin ich bei justTRADE geblieben und meine ETF-Sparpläne sind von der comdirect zu Trade Republic umgezogen. Diese haben für mich auch durch die nunmehr angebotenen Desktop-Varianten deutlich dazu gewonnen.